Scham, Zorn und Hoffnung

Noch immer meint also der Staat Österreich, durch besondere Härte in der Anwendung des "Fremdenrechts" abschreckend wirken zu müssen. Aber wen Österreich abschrecken? - Die Kinder, die noch nichts von der Härte des Lebens einer selbstgerechten Welt wissen? Die Menschen, die aus katastrophalen Verhältnissen und einem Leben ohne Hoffnung in ein vermeintliches Leben mit Zukunft zu uns flüchten? Die Gutmenschen, denen man zeigen muss, dass mit ihnen kein Staat zu machen ist? Mit Prof. Hugo Schanovsky, dem Bürgermeister a. D., der Linz 1986 zur Friedensstadt gemacht hat, will ich angesichts des wiederkehrenden österreichischen Unrechts an Flüchtlingen, die bei uns statt Hilfe Ablehnung erfahren, sagen: Ich schäme mich für unser Land! (Schanovsky ging mit diesem Bekenntnis, sich zu schämen, im ähnlichen Fall Arigona schon vor einigen Jahren an die Öffentlichkeit.) Und auch die Politik sollte sich schämen, nicht hinter Gesetzen verschanzen. Denn diese Regeln haben unsere Politiker beschlossen und den unmenschlichen Umgang auf rechtliche Basis stellt. Sie haben es getan, weil sie sich damit in einer fremdenfeindlichen Stimmung politischen Erfolg sichern wollen. Ich hoffe dass sich die Politik endlich wieder auf die vorgeblichen Werte besinnt – christliche, sozialdemokratische, humane. Ernst Gansinger, KirchenZeitung der Diözese Linz